Was ist Müßiggang? – Die einen sagen, faul sein pur. Die anderen sehen ihn als Gegenteil von Arbeit. Das kann dann Nichtstun sein, aber auch das freie Ausleben von all dem, was Freude macht. Ganz nach eigenem Gusto; vor allem aber ohne Leistungs- und Ergebnisdruck!
Klingt gut. Doch warum fällt uns Müßiggang so schwer?
Weil er in unserer Leistungsgesellschaft nicht gefördert, sondern schlecht angesehen wird, da er ohne Wertschaffung scheint. „Zeit ist Geld!“ lautet noch immer die allerorts schallende Parole, die wir so verinnerlicht haben, dass wir wie die Getriebenen selbst nach langen Arbeitstagen noch zu einer Veranstaltung rennen, danach Freunde treffen und womöglich noch zur Latenight-Fitness hetzen. Rumhetzerei ist zum Dauerzustand geworden.
Auch ich bin oft unterwegs und habe einen gut gefüllten Terminkalender. Und ich genieße das. Meistens jedenfalls. Wenn es jedoch zur Rumhetzerei ausartet nicht mehr. Dann haue ich derweil ziemlich konsequent die Bremse rein. Seit einigen Jahren plane ich mir zudem feste „Eigenzeiten“ ein, also Abende oder Tage, die ich mir frei halte, um ebenso „frei Schnauze“ zu tun, wonach mir gerade der Sinn steht.
Müßiggang bringt nichts? – Von wegen!
Das Vorurteil, das Müßiggang vertane Zeit sei, stimmt nicht. Längst hat auch die Neurobiologie nachgewiesen, was der Mensch im Grunde seit Jahrtausenden weiß, nämlich dass Müßiggang
- inspiriert: Kreativität braucht Zeit, auf Knopfdruck gibt es sie nicht.
- nährt die Seele und lädt die Kraftbatterien auf
- regeneriert, stärkt die Gesundheit
- ist eine gute Burnout-Prophylaxe
- bringt Spaß und Erfüllung
- verhilft zur Selbstgewahrwerdung
- fördert Beziehungen
Um nur ein paar förderliche Dinge des Müßiggangs zu nennen. Und wenn man es schafft, den inneren Leistungsdruck-Diktator ruhig zu stellen, besser noch umzustimmen, kann Müßiggang sehr zu einem gelungenen und als sinnvoll empfundenen Leben beitragen.
Meine Lieblingsmüßiggängereien
Hier hab ich Ihnen mal meine Mußetätigkeiten aufgelistet:
- Geschichten und Geschichten schreiben
- Löcher in die Luft gucken
- Waldspaziergänge
- Musik hören
- Auf der Terrasse gärtnern
- Die Wohnung dekorieren
- Aufräumen und Aussortieren
- Yoga machen
- Ein Bad nehmen, dabei Rotwein trinken und ein Buch lesen
- Mit meinem Partner im Bett frühstücken und übers Leben philosophieren
- Im Café sitzen und Leute beobachten
- Tagebuch schreiben
- Spannende Seminare besuchen
- Eichhörnchen zugucken
- Schlafen
- Schaufensterbummeln, aber nur, wenn die Stadt nicht so voll ist
- Ziellos in Einrichtungs- und Gartenzeitschriften blättern und die schönen Bilder genießen
- wilde Ideen ausspinnen
- in die Sauna gehen
- eine Ausstellung besuchen
- Massieren lassen
- Selbstbesinnung, zum Beispiel diese Liste schreiben oder Visionen fürs nächste Jahr entwickeln
- Mit Freunden feiern
- Mit dem Auto durch schöne Landstriche fahren und picknicken, wo es mir gefällt
- Pflanzenkataloge wälzen, Kräuter und Blumen fürs nächste Gartenjahr auswählen mit anschließender Bepflanzungsplanung
- Neue Teemischungen oder Gewürzweine kreieren und anschließend natürlich ausprobieren.
- Lesen, lesen, lesen: Zeitschriften, Fachbücher, Romane…
- Hesse- und Rilke-Projekt anhören
- Auf unserer großen, roten Couch lümmeln
- Ausgiebig Frühstücken
Und Sie?
Was sind Ihre Lieblingstätigkeiten oder -untätigkeiten, bei denen Sie entspannen oder in den Flow kommen? Wobei geht Ihnen das Herz auf? Was nährt Ihre Seele?
Nehmen Sie sich doch auch mal Zeit und listen Sie all das auf, was Ihnen gut tut. Und dann bauen Sie diese Dinge öfter in Ihren Alltag ein.
Keine Zeit? Kann sein, dass Ihnen das so scheint. Und sicher hat man manchmal viel um die Ohren. Doch wenn das ein Dauerzustand ist, sollten Sie sich mal fragen, ob Sie das Leben führen, das Sie führen wollen. Letztlich entscheiden wir selbst, womit wir unsere Zeit verbringen. Und nur wir selbst können es gegebenenfalls ändern!
Guten Müßiggang also :-)