Haben Sie schon mal…Greifvögel hautnah erlebt?

Neckereien mit frechen Kolkraben. Mit einem frei fliegenden Harris Hawk durch Wald und Flur streifen. Jagdscharfes Federspiel mit dem Falken.  – Nee, keine Flugshow, sondern quasi selbst Falkner sein.

Damit habe ich letztes Wochenende meinen Schatz überrascht. „Feste Schuhe, Sonnencreme und Jacke.“, das war alles, was ich ihm des Morgens verraten habe. Dann rein ins Auto und ab ins schöne, bayerische Altmühltal. Unterwegs durfte er raten, aber er kam nicht drauf, hihi.

Er hatte keine Ahnung, bis er den Aufdruck „Vogelwild“ auf dem Auto vor der Falknerei las. „Wie geil.“, lachte er. – Ich hab mir gedacht, dass ihn das begeistern wird :-).

Ein vogelwilder Tag

Begrüßt wurden wir zunächst lautstark durch Achilles, einen der Kolkraben, dann durch Martin, den Falkner. Ein herzlicher, wettergegerbter Typ, der uns bei Kaffee und Keksen erst einmal erzählte, was uns erwartet. Dabei saßen der wunderschöne Falke Kess direkt neben und der Harris Hawk Jammy nur unweit von uns. Allein die Tiere aus solch unmittelbarer Nähe zu beobachten, ist schon faszinierend.

Dann ging es zu den Vollieren: Martin hat eine Kolkrabenzucht, derzeit tummeln sich fünf der schlauen, schwarzen Vögel dort, zwei davon sind quasi noch Babys. Sieht gar nicht so aus, denn diese sind zwar sechs Wochen alt, aber schon so groß wie die Eltern. Des Weiteren hat er zwei Harris Hawks, einen Sakerfalken, eine Eule und einen Steinadler.

Die Raben sind die aktivsten Gesellen. Einer hing kopfunter an der Voillerendecke und baumelte an einem Bein. Ein anderer rannte mit der Futterschale umher. Als wir uns näherten, beäugten sie uns neugierig und wollten sogleich spielen. Einen der jungen Wilden holte Martin für uns heraus. Er hopste um uns herum, flog mich sogleich spielerisch an oder zog an Schuhband oder Hosenbein.

 

 

Fasziniert spielten wir mit ihm. Unterdessen erzählte Martin uns allerlei Spannendes über die mythischen Singvögel. Wussten Sie, dass Kolkraben außerordentlich intelligent sind und sich selbst im Spiegel erkennen? Dass manche gar sprechen?  Und dass sie mit Vorliebe Dinge verstecken? In der Falknerei übrigens die Vorhängeschlösser der Voilleren. Schlaue Biester ;-).

Nachdem uns Martin seine verschiedenen Lieblinge vorgestellt und ausführlich über sie berichtet hatte, ging es ans Flugtraining mit Pablo. Falknerhandschuh an, Futter zwischen Daumen und Zeigefinger und hoch den Arm. Punktgenau landete der Harris Hawk auf meiner Faust und verspeiste genüsslich das Stück Fleisch, das ich ihm reichte. Danach schwang er sich wieder in die Lüfte, zog am Himmel elegante Kreise, um sich dann wieder einen leckeren Happen bei mir abzuholen. Wow, das macht Spaß.

Anschließend ging es mit dem weiblichen Harris Hawk Jammy in den Wald. Der Prachtvogel am blauen Firmament über dem Altmühltal ist atemberaubend schön anzusehen.

Zwischendurch bekam sie von uns Futter. Und wir erfuhren noch viel mehr über Greifvögel. Das wurde auch nach zwei Stunden nicht langweilig. Zudem bot der Ausflug fantastische Fotogelegenheiten.

Nach einer Erfrischung in der Falknerei ging es mit Kess, dem Falken auf Tour. Auf freier Fläche ließen wir sie fliegen und reichten Futter. Irre, wie schnell der schöne Greifer ist. Im Sturzflug können Falken über 340 kmh erreichen. Beim sogenannten Federspiel, bei dem Martin in schnellen Kreisen einen an ein Seil geknüpften Futterköder schwang, bekamen wir eine Ahnung davon, was das heißt.  Wie ein Pfeil näherte sich der Raubvogel seiner Beute und erwischte sie zielsicher.

Interessant finde ich das unterschiedliche Verhalten der verschiedenen Vögel. Wir lernten auch noch Eule und Steinadler näher kennen. Sie sind völlig anders als Rabe oder Harris Hawk. Beide werden von Martin gerade vorsichtig ans Flugtraining herangeführt. Daher flogen sie auf dem Hof der Falknerei kurze Strecken von Punkt zu Punkt. Hier wurde uns klar, wie viel Geduld und Hingabe es braucht, die stolzen Vögel zu trainieren. Und es war wunderschön zu sehen, mit wie viel Liebe sich Martin seinen Tieren widmet.

 

 

Sowohl über Eule, als auch über Steinadler erfuhren wir wieder vielerlei Wissenswertes. Beide durften wir streicheln. Die Eule hat ein ganz weiches Gefieder und unter dem Plusterkleid konnte ich den zarten, aber starken Körper spüren. Putzig sieht der große Kopf mit den schwarzen Augen und dem Gesichtsschleier aus. Und ebenso ihr Flug, wie ein großer Kuschelball schwebt sie lautlos dahin.

Katjuscha, den Steinadler, streichelte ich nur zögerlich und kurz. Entfernte mich sogleich wieder mit dem Satz: „Hui, jetzt hab ich Angst.“ Martin versicherte, dass das Tier mindestens genauso viel Bammel hat wie ich und mir nichts tut. Das glaubte ich ihm auch, dennoch ist es echt respekteinflößend mit dem ca. 90 cm großen Raubvogel auf Augenhöhe zu stehen. Wussten Sie, dass die majestätischen Vögel in ihren Krallen über eine Kraft von 70 Kilo pro Quadratzentimeter verfügen? Das müssen Sie sich mal eingehen lassen!

Beim abschließenden Trunk auf Martins Terrasse stellten wir alle Fragen, die wir noch nicht gefragt hatten oder die uns noch einfielen. Der Mann hat fundiertes Wissen, kein Wunder nach all den Jahren Erfahrung. Und als sich das Falknererlebnis seinem Ende neigte, waren wir glücklich und zufrieden, aber auch ganz schön platt. Wir haben viel erlebt und gelernt.

Das herrliche an einem solch individuellen Tag ist ja, das wirklich Zeit und Raum dafür ist, den Königen der Lüfte und dem außergewöhnlichen Beruf des Falkners nahe zu kommen. Das ist unvergesslich und bereichernd – ein echter Erlebnistipp!

P.S. Sich bewusst Schönes und Spannendes einzuladen, erweitert den Horizont und macht Spaß. Hier geht`s zu weiteren „Haben Sie schon mal …“-Beiträgen

 Die Webseite von Martin Geißendörfer/Vogelwild fnden Sie hier. Und weil es so schön ist, noch ein paar Bilder :-)

 

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