Als Kind habe ich meine Weihnachtsgeschenke immer schon vorher ausspioniert. Keine Folge „Sendung mit der Maus“ verpasst. Und anderen immer Löcher in den Bauch gefragt. Ich bin neugierig, und das bin ich gern. – Und Sie?
Neugier ist ein allen Menschen angeborenes Bedürfnis. Sie ist das Verlangen, Neues zu erfahren, dem Wissensdrang nachzugehen und Geheimnisvolles zu entdecken. Und das wollen Neugierstarke deutlich mehr als andere.
Wo Ihre Neugier innerhalb der 24 Signaturstärken angesiedelt ist, die die Positive Psychologie mit gleichnamigem Test untersucht, können Sie hier herausfinden. Im Testergebnis steht dann dazu:
„Neugier [Interesse, Suche nach Neuem, Offenheit für Erfahrungen]: Sie sind neugierig auf alles. Sie stellen immer Fragen und Sie finden alle Dinge und Themen faszinierend. Sie lieben, es zu forschen und zu entdecken.“
Na, ganz so ausschließlich trifft das auf mich nicht zu: Ich nicht auf alles neugierig. Und ob das, was meine Neugier kitzelt, mich dann auch wirklich fasziniert, muss sich immer erst rausstellen. Entdeckungslustig und vielseitig bin ich schon. Und auf das, was mich wirklich fasziniert, bleibe ich dauerhaft neugierig. Bin dann zielgerichtet und ernsthaft interessiert. – Doch ich kann nur für mich sprechen. Wie steht es bei Ihnen?
Was macht neugierige Menschen aus?
Neugierige durchstreifen die Welt mit wachen Sinnen. Sie hören zu, schauen hin und fragen, fragen, fragen. Sie wollen Dinge erfahren und ihnen oft auch auf den Grund gehen. So forschen sie nach Ursachen, Auswirkungen und Umständen. Die einen querbeet durch viele Themen, oft aus purem Interesse an ihrer selbst willen. Andere erforschen auf bestimmte Bereiche ausgerichtet oder eine kniffelige Angelegenheiten.
Wissbegierige brauchen ein höheres Maß an Abwechslung. Sie sind experimentierfreudig und nicht selten abenteuerlustig. Sie lieben Herausforderungen und oft auch das Ungewisse. Da sie schnell gelangweilt sind, hassen sie Routinen und wollen oft verändern.
Da die Neugier ein Reiz ist, der lustvoll erkunden und erleben lässt, probieren sie gern und viel aus. Manchmal mag das komische Blüten treiben. Ich fasse zum Beispiel mit Vorliebe interessant aussehende Objekte in Museen an oder koste die wildesten kulinarischen Kreationen. Und da ich immer wissen wollte, wie stark der Rückschlag einer 45er Magnum ist, habe ich eben einmal Pistole geschossen. – Neugier befriedigt :-).
Vorteile
Zunächst einmal: Neugier macht das Leben bunter, facettenreicher und spannender. Sie treibt an, es interessant und erfüllt zu gestalten. Des Weiteren
- hält sie geistig fit und rege
- bringt sie spannende Erfahrungen und Erlebnisse
- hält sie aktiv und flexibel
- schult sie die Fähigkeit, mit Herausforderungen und Ungewissheit umzugehen
- lässt sie mitreden und spannende Dinge erzählen
- ist sie starke Antriebskraft fürs Tun und für persönliches Wachstum
- hat sie viele Erfindungen und damit Fortschritt in die Welt gebracht.
Im Sinne des Stärken-stärken-Ansatzes geht es nun wieder darum, Ihre Neugier in möglichst viele Lebensbereiche einzubringen, immer mit dem Ziel, erfüllt und glücklich zu sein.
Neugier im Berufsleben
„Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“
So Albert Einstein, der es dank seines passionierten Forscherdranges weit gebracht hat. Und sicher ist „in die Forschung gehen“ naheliegend, wenn es im beruflichen Kontext um Neugier geht.
Forschen kann man in vielerlei Richtungen: in den Naturwissenschaften und in der Wirtschaft. Als Trend- oder als Marktforscher. Und auch als Teilaufgabe in ganz vielen anderen Berufen. Beispielsweise überall da, wo recherchiert werden muss. Und das tun bei weitem nicht nur Journalisten, Geschichtsschreiber oder Kommissare. Das ist auch bei der Planung und bei vielen neuen Projekten gefragt.
Apropos Kommissare: diese Berufsgruppe bedient eine weitere oft neugier-getriebene Fähigkeit, nämlich das Lösen kniffeliger Fälle oder Probleme. Auch das wird in vielen anderen Jobs gebraucht. Neugier spornt an, auf andere Lösungen und Wege zu kommen.
Ausprobieren und Testen sind weitere Tätigkeiten, die Neugierigen Spaß machen. Daher gibt es Köche, die eben nicht das Übliche auf der Speisekarte haben. Sich über Entwicklungen auf dem Laufenden halten, befriedigt ebenfalls.
Wie sieht in Ihrer Arbeit aus? Durchforsten Sie in Ruhe Ihren Alltag und überlegen Sie, wo Sie die genannten Fähigkeiten einbringen können, die Ihre Neugier ausmachen.
Neugier im Privatleben
Neugierige haben die herrliche Fähigkeit, die Welt auch als Erwachsene noch mit Kinderaugen sehen zu können und den reizvollen Entdeckungen zu folgen, die sie locken.
Die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt. Voraussetzung ist, dass sie Ihren Impulsen auch nachgeben. Nicht selten müssen sich Menschen erst wieder die innere Erlaubnis zur Neugier und zum spontanen Ausprobieren erteilen, denn sie wird oft unterdrückt. Vielleicht sind das Erziehungsspätfolgen. Manchmal liegt es an Partnern oder Freunden, die weniger umtriebig sind und denen man sich anpasst. Dann hilft nur eins: selbstverantwortlich für das Einstehen, was einem wichtig ist. Und sich Freiräume dafür schaffen.
Noch ein paar konkrete Anregungen gefällig?
- Überlegen Sie, was Sie immer schon mal ausprobieren wollten. Gehen Sie auf Gedankenreise und dabei ruhig bis zurück in Ihre Kindheit. Was wollten Sie immer schon wissen? Tun? Riechen? Schmecken? Sehen? Hören? Anfassen?
- Lesen Sie! Sachbücher, Zeitschriften, Belletristik, Alles, was Sie anmacht und worüber Sie noch nie gelesen haben.
- Recherchieren Sie Themen, die Sie ansprechen im Internet. Schauen Sie Wissensendungen wie Xenius. Blättern Sie das Programm ortsansässiger Akademien durch und wählen Sie spontan ein Angebot aus, dass Sie interessant finden.
- Tun Sie sich mit anderen Neugierigen zusammen. Kundschaften Sie gezielt Neues aus. Erforschen Sie jedes Mal ein anderes Thema.
- Machen Sie bewusst jeden Tag eine neue Erfahrung: Probieren Sie die unbekannte Frucht aus, die Sie letzte Woche auf dem Markt gesehen haben. Besuchen Sie die Ausstellung, deren Titel spannend klingt. Putzen Sie sich die Zähne mal mit der anderen Hand, als der gewohnten, und stehen Sie dabei auf einem Bein.
Verschönern Sie sich Ihren Alltag durch viele kleine andersartige Erlebnisse. All die kleinen Neugierstiller machen das beglückende Gesamterlebnis aus.
Reflexionsfragen zur Stärke „Neugier“
Wenn Sie neugieriger leben wollen, fragen Sie sich doch mal:
- Was verstehe ich genau unter Neugier?
- Wie sieht meine persönliche Neugier aus? – Schreiben Sie alles auf, was Ihnen spontan dazu kommt! Schauen Sie sich Ihre Notizen an und erforschen Sie:
- Bin ich vielseitig interessiert?
- Interessiert mich ein Thema oder bestimmte Bereiche ganz besonders?
- Was wollte ich schon immer wissen oder tun?
- In welchen Lebensbereichen möchte ich bewusst neugieriger sein?
- Wie kann ich diese Stärke mit meinen anderen Kernstärken verbinden und aktiv leben? (Dafür müssen Sie den Test der Positiven Psychologie gemacht haben.)
- Was konkret will ich nun diesbezüglich ausprobieren oder angehen?
Neugierig, worum es im nächsten geht? Ich verrate es Ihnen. Es geht um „Bindungsfähigkeit“. Schauen Sie also wieder vorbei oder abonnieren Sie meinen kostenlosen Newsletter. So verpassen Sie nichts. Und wenn Sie auch Anregungen für Neugierige haben, teilen Sie diese doch mit uns im Kommentarfeld.
Alles Gute & bis zum nächsten Mal!
P.S. Alle bisherigen Beiträge meiner Serie inklusive Einführungsartikel und Kurzinfo zum Charakterstärkentest finden Sie hier.
Ein Kommentar zu “Serie Stärken stärken ~ Nr. 8 “Neugier””