„Mut & Tapferkeit“ – zwei große Worte. In diesem Stärkenportrait geht es jedoch nicht um Heldentum oder ritterliche Leidensfähigkeit, sondern um das, was Menschen für den eigenen Weg stark macht.
Halten Sie sich für mutig und tapfer? – Nehmen Sie sich doch mal ein eine Minute Zeit und überlegen Sie. Oder finden Sie es mithilfe des Test der Positiven Psychologie heraus. Dort sehen Sie, wo er sich innerhalb der sogenannten 24 Charakterstärken bei Ihnen befindet. Im Testergebnis steht dann dazu:
„Mut [Tapferkeit]: Sie sind eine mutige Person und schrecken nicht vor Bedrohungen, Herausforderungen, Schwierigkeiten und Schmerzen zurück. Sie stehen zu Ihren Meinungen und Überzeugungen trotz Gegenmeinungen. Sie handeln nach Ihren Überzeugungen.“
Wenn es um Mut geht, geht es immer auch um Risiken. Und diese haben verschiedene Ausprägungen. Sie können auf körperliche Konsequenzen bezogen sein, wenn also jemand Verletzungen oder physische Beeinträchtigungen in Kauf nimmt, die beispielsweise Extremsportarten mit sich bringen können. Gleiches kann für die Zivilcourage gelten, muss aber nicht. Hier kann es auch sein, dass die Folge eine soziale oder gesellschaftliche Ächtung ist.
Zudem ist Mut eine sehr individuelle und vielfältige Angelegenheit. Was der eine als risikoreiches, kühnes Vorgehen bewertet, ist für den anderen vielleicht schon waghalsig und er erachtet es für dumm. Für einen Dritten mag gleiches wie ein Spaziergang erscheinen. Wenn Sie die Stärke „Mut“ aktiver leben wollen, kommen Sie also nicht drumherum, Ihr persönliches Mutverständnis zu reflektieren.
Was macht mutige Menschen aus?
Trotz all der vielfältigen Ausprägungen dieser Stärke gibt es Gemeinsamkeiten, die Mutige auszeichnet:
- Sie haben ein grundlegendes Vertrauen in die eigene Kraft, zumindest aber in Bezug auf das gewählte Vorgehen.
- Sie können sich selbst überwinden. Das heißt nicht, dass ihnen nicht die Knie dabei zittern, wenn sie zur Tat schreiten. Sie sind auch nicht unbedingt vom sicheren Erfolg überzeugt. Doch sie können trotz Bedenken und Ängsten handeln.
- Wenn es sich um überlegte Mutaktionen dreht, sind sie bereit, Risiken einzugehen und kalkulieren Fehlschläge ein. Sie nehmen dafür einen zu zahlenden Preis ihn Kauf, beispielsweise etwas zu verlieren oder etwas aushalten zu müssen.
- Sie haben zumeist ein gesundes Selbstwertgefühl, was sich zu einem guten Anteil auch daraus speist, dass sie zu sich stehen und nach den ihnen wichtigen Maßstäben handeln.
- Sie halten sich bei Angelegenheiten, die gegen ihre Überzeugungen und Werte gehen, nicht zurück oder finden Hintenherum-Wege, sondern gehen direkt dagegen vor. Es sind also keine konfliktscheuen, sondern durchsetzungswillige Zeitgenossen.
Vorteile
Mutige Menschen leben ihr Leben nach ihren Vorstellungen. Wenn sich ihr Mut auszahlt, erreichen sie etwas für sich und oft auch für andere. Sie werden also belohnt. Diese Belohnungen sind wiederum individuell und vielfältig. Das kann materieller oder ideeller Reichtum sein. Der Sieg nach einem Kampf oder die Befriedigung, ohne diesen zu einer Lösung gekommen zu sein. Manchmal liegt der Erfolg auch im mutigen Nicht-handeln. Doch viele sehen auch bei Fehlschlägen den Gewinn, nämlich es überhaupt versucht zu haben.
Mutig zu sein und sich zu überwinden, wird als persönliches Wachstum empfunden. Das befriedigt und beschert Glücksgefühle. Und wenn Mutige Dinge erreichen, die sich andere nicht trauen, werden sie oft als „große oder kleine“ Helden bewundert und gefeiert. Das kann erfreuen und zur Steigerung des Selbstwertgefühls beitragen. Bei vielen Mutigen wird dieses jedoch vor allem durch das eigene Tun und den persönlichen Erfolg genährt. Das beflügelt und treibt sie zu neuen Taten. Sie brauchen also kaum Bestätigung von außen.
Im Sinne des Stärken-stärken-Ansatzes geht es nun wieder darum, Ihre Stärke „Mut“ auch einzusetzen und so zufriedener zu leben.
Mut im Berufsleben
Ebenso vielfältig, wie der Mut ausgerichtet ist, sind die naheliegenden Berufe und Tätigkeiten, die diese Stärke fordern: Unternehmer, Soldaten, Polizisten, Rennfahrer, Testpiloten, Chirurgen, Bombenentschärfer, Politiker, Kriegsberichterstatter. All diese Berufe erfordern, wenn auch verschieden geartet, immer wieder besondere Selbstüberwindung und bergen Risiken in sich. Und sie erfordern starke Überzeugungen, für die man einstehen will.
Letzteres können Sie jedoch in vielen Berufen. Überall braucht es Vorreiter und beherzte Menschen, die Visionen oder herausfordernde Problemstellungen in die Tat umsetzen und verwirklichen. Oder sinnvolle, wenngleich unpopuläre Vorschläge machen oder althergebrachtes Hinterfragen und revolutionieren. Welche Themen und welche Situationen wären das in Ihrem Fall? Vielleicht können Sie etwas für ihre Abteilung durchsetzen? Oder für eine persönliche oder generelle Verbesserung kämpfen? Oder andere dabei unterstützen, Dinge zu erreichen, die sie sich aus eigenen Stücken nicht trauen?
Mut im Privatleben
Auch im Privaten zeigen sich die Möglichkeiten, diese Stärke aktiv zu leben, vielgestaltig:
Wenn Sie es körperlich herausfordernd haben wollen, sind die schon erwähnten Risiko- oder Extremsportarten vielleicht etwas für Sie. Sie könnten beispielsweise Motorradrennen fahren, Apnoe tauchen oder Free-solo-Klettern.
Wenn Sie es psychisch gewagt sein soll, sind vielleicht Alleingänge durch die Wüste oder entsprechend ausgerichtete Selbsterfahrungskurse für Sie interessant.
Wenn Sie mutig für Ihre gesellschaftlichen oder politischen Ansichten eintreten möchten, können Sie Organisationen beitreten, die diese teilen und bei entsprechenden Aktionen, Aufrufen und Demonstrationen mitmachen.
… Bevor ich mich zu weiteren „Wenn-dann`s“ hinreißen lasse: Überlegen Sie selbst! Was fordert Sie heraus?
Nehmen Sie sich Zeit und erforschen Sie, was Sie reizen würde. Das Gewählte muss in Ihnen kribbeln und sie kitzeln. Muss sie aus ihrer Komfortzone treiben und über Ihren Schatten springen lassen. Nur dann ziehen Sie Befriedigung und Glück daraus. Und darum geht ja letztlich beim Stärken stärken.
Ein Umsetzungsproblem liegt in der Praxis übrigens nicht selten darin, dass Mutige ihre geplanten Abenteuer oder Aktionen auf Bitte von ihnen nahe stehenden Menschen hin unterlassen. Und das ist aus deren Sicht auch verständlich, für Betroffene jedoch äußerst unbefriedigend.
Reflexionsfragen zur Stärke „Mut“
Wenn Sie diese Stärke aktiver leben wollen, fragen Sie sich doch mal:
- Was verstehe ich genau unter Mut und Tapferkeit?
- Wer oder was ist für mich mutig? Und warum?
- Wo und wann verhalte ich mich mutig? – Schreiben Sie konkrete Situationen auf, die Ihnen einfallen.
- In welchen Lebensbereichen kann ich in welchen Situationen meinen Mut noch einbringen?
- Welche Tätigkeiten fordern mich heraus und üben einen Reiz auf mich aus?
- Was ist mir wichtig? Was will ich erreichen? Und wie kann ich aktiv dafür eintreten?
- Wie kann ich diese Stärke mit meinen anderen Kernstärken verbinden und leben? (Dafür müssen Sie den Test der Positiven Psychologie gemacht haben.)
- Was konkret will ich nun diesbezüglich ausprobieren oder angehen?
Über Ihre Meinung zum Thema und weitere Ideen freue ich mich. Im nächsten Stärkenportrait geht es um „Sinn fürs Schöne“. Wenn Sie meinen Newsletter bekommen, werden Sie automatisch informiert, wenn der Beitrag erscheint. Alternativ können Sie auch die RSS-Feeds abonnieren.
Alle bisherigen Beiträge meiner Serie inklusive Einführungsartikel und Kurzinfo zum Charakterstärkentest finden Sie hier.