„Dankbarkeit als zweite Signatur-Stärke? Darauf wäre ich nie gekommen. Aber ja, da ist was dran.“, so eine Klientin. Dass ihr dies nicht bewusst war, ist nicht verwunderlich. Auch wird sie selten genannt, wenn nach Stärken gefragt wird. Dabei hat Dankbarkeit magische Kräfte – für uns selbst und für andere.
Dankbarkeit ist ein wesentlicher Schlüssel zu persönlichem Glück und Zufriedenheit. Und zugleich ist sie ein Schlüssel zu den Herzen anderer Menschen. Das leuchtet sofort ein, wenn Sie sich einen Moment in Ihrem Leben vergegenwärtigen, indem Sie Dankbarkeit gezeigt oder bekommen und empfunden haben. Es ist ein schönes, berührendes Gefühl.
Sich in ihr zu üben, gehört zu den wichtigsten Empfehlungen verschiedener Weltreligionen. Und auch verschiedene Zweige der Psychologie plädieren dafür und bieten zahlreiche Interventionen an, wie man das konkret tun kann. Für Menschen, bei denen Dankbarkeit eine Charakterstärke ist, ist sie noch weit mehr: Sie ist eine innere Haltung.
Sind Sie jetzt neugierig geworden und fragen sich, wie es bei Ihnen um diese Stärke steht? Dann können Sie mithilfe des kostenlosen Signaturstärken-Tests der Positiven Psychologie einen guten Reflektionsansatz finden. Den Link finden Sie hier.
Im Testergebnis steht dann dazu:
„Dankbarkeit: Sie sind sich der guten Dinge bewusst, die in Ihrem Leben geschehen und Sie nehmen sie niemals als selbstverständlich hin. Ihre Freunde und Verwandten wissen, dass Sie eine dankbare Person sind, weil Sie sich immer die Zeit nehmen, Ihre Dankbarkeit auszudrücken.
Was macht Menschen mit dieser Stärke aus?
Grundlegend gehören zur Dankbarkeit zwei Aspekte:
- Dankbarkeit empfinden
- Dankbarkeit ausdrücken
Dankbarkeit empfinden
Dankbare Menschen sind sich selbst, anderen und dem Leben gegenüber sehr aufmerksam. Sie nehmen nichts als selbstverständlich hin und dadurch sehr bewusst wahr, was sie erleben, haben oder lernen. Sie sind sehr wertschätzende Zeitgenossen, die sich an den kleinen Dingen des Lebens ebenso wie an den großen erfreuen können. Meist sind sie in der Lage, auch in schmerzlichen Erfahrungen das Lehrreiche und Bedankenswerte zu sehen.
Dankbarkeit ausdrücken
Dass „Danke“ ein magisches Wort ist, haben Menschen mit dieser Stärke reichlich erlebt, denn sie geizen nicht damit. Sie zeigen sich gern erkenntlich und unter ihnen gibt es wahre Meister, die es auf herrlich vielseitige Weise verstehen, ihre Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. Dafür braucht man ein großes Herz und ein gutes Gespür für Menschen und Situationen.
Vorteile
Vorteile, die Dankbarkeit mit sich bringt, sind unter anderem:
- Gelassenheit gefolgt von Zufriedenheit, denn wer sich und das, was er hat, zu schätzen weiß, muss sich nicht ständig an anderen messen oder nach Neuem gieren.
- sehr viel Freude, zum einen durch die vielen kleinen und feinen Dinge, die Dankbare aufgrund ihrer Achtsamkeit sehen, zum anderen aufgrund des berühmten „Wie man in den Wald hineinruft, schallt es wieder heraus.“-Effektes. Wer seine Dankbarkeit zeigt, bekommt auch mehr davon zurück.
- Beliebtheit, denn Dankbare sind angenehme Mitmenschen, die ihren Dank gern schenken. Wirkliche Dankbarkeit ist immer ein Geschenk. Wird sie zum „Muss“, beispielsweise aus moralischem Pflichtgefühl heraus oder weil jemand den Dank unbedingt erwartet, wird sie zum Zwang und kippt in eine Schwäche.
- Widerstandsfähigkeit, denn die durch Dankbarkeit entstehende Freude und Gelassenheit stärkt nicht nur das Wohlbefinden und das Immunsystem, sondern zudem die innere Kraft.
Im Sinne des Stärken-stärken-Ansatzes geht es nun wieder darum, Ihre Stärke „Dankbarkeit“ möglichst intensiv einzusetzen, um noch zufriedener und glücklicher zu leben.
Dankbarkeit im Berufsleben
An dieser Stelle führe ich in den Stärkenportraits ja meist für die jeweilige Stärke prädestinierte Berufe auf. Zuerst kam mir bei hier der Dalai Lama in den Sinn. Hm, das ist nicht sehr hilfreich. Dann fielen mir Pfarrer und Meditationslehrer ein, denn Dankbarkeit ist ja auch der Ausgangspunkt für Gebet und spirituelle Versenkung. Doch mit diesen Vorschlägen werde ich sicher nicht viele meiner Leser abholen.
Hinfort also mit „normalerweise an dieser Stelle“ und hin zu dem, was jeder von uns tun kann, denn Dankbarkeit ist etwas, das wir täglich in jedwedem Beruf empfinden und zum Ausdruck bringen können.
Wenn Sie sich jeden Tag nur eine Minute lang darauf besinnen, was Sie an Ihrem Beruf, Ihrem Unternehmen, Ihren konkreten Aufgaben … schätzen und innerlich Danke sagen, legen Sie einmal mehr Ihre Aufmerksamkeit auf diese Stärke. Noch wirksamer sind Dankbarkeits-Tagebücher, in denen Sie täglich oder mindestens einmal pro Woche mindestens 5 Dinge aufschreiben, für die Sie dankbar sind. Das ist übrigens eine bewährte Methode, mit der auch die Positive Psychologie arbeitet.
Da Dankbarkeit zu Ihren Stärken zählt, werden Sie diese vermutlich ihren Kollegen und/oder Mitarbeitern bereits hinreichend entgegenbringen. Oder etwa nicht? Dann können Sie hier ansetzen. Und Sie können überlegen, wie Sie Ihren Dank einmal auf andere Weise als gewohnt zum Ausdruck bringen können, vielleicht verbunden mit einer kleinen Aufmerksamkeit die erfreut oder durch eine handgeschriebene Karte.
Und Sie können Ihre Dankbarkeit dort zeigen, wo man sie üblicherweise nicht auf dem Radar hat: So können Sie sich als Kunde bei Ihrer Agentur oder einem Zulieferer bedanken. Die hören das meist ziemlich selten. Schließlich ist ja normalerweise immer der Kunde König und bei dem wird sich bedankt. Oder sagen Sie doch mal der Köchin in der Kantine „Danke“ oder dem Pförtner. Oder dem Hausmeister. … Eben überall dort, wo Menschen diesen Dank nicht erwarten und selten bekommen.
Dankbarkeit im Privatleben
Seit Jahren gehe ich auf dem Weg zur U-Bahn an einem kleinen, liebevoll gepflegten Vorgarten direkt an der Straße vorbei und erfreue mich an den schönen Blumen. Diese grüne Oase inmitten der Großstadt wird von einer alten Dame hingebungsvoll begärtnert, und als ich sie in diesem Frühjahr wieder werkeln sah, tat ich endlich, was ich längst tun wollte: Ich blieb stehen und dankte ihr dafür. Sie war ganz gerührt und bedankte sich wiederum bei mir. Seitdem lächeln und winken wir uns zu, wenn wir uns sehen. Und vor ein paar Wochen hat sie mir eine der ersten Rosenblüten abgeschnitten und geschenkt. – Freude auf beiden Seiten, und das nicht nur für einen Moment, derweil sind es viele kleine Freudenmomente geworden. – Ist das nicht herrlich?
Auch im Privaten gilt es die vielen Gelegenheiten für Dankbarkeit herauszufinden und sich ihr hinzugeben oder sie zu schenken. Schauen Sie also auch hier genau hin und überlegen Sie:
- wofür Sie dankbar sind. Auch hier können Sie ein Dank-Tagebuch wie oben beschrieben führen.
- wem Sie Ihren Dank ausdrücken wollen. Vielleicht hat sie meine kleine Geschichte ja an ähnliche „Wollte ich doch längst…“-Situationen erinnert?
Noch ein paar konkrete Anregungen gefällig?
- Erstellen Sie eine Dankbarkeitsliste: Notieren Sie, wem oder für was Sie in Ihrem Leben dankbar sind. Listen Sie die vielen Begebenheit und Personen mal auf. Und schwelgen Sie in den damit verbundenen Erinnerungen. Diese Liste können Sie auch hervorholen, wenn es mal nicht so rund läuft und sich damit stärken.
- Dankesbrief: Schreiben Sie einen Brief an eine Person, der Sie dankbar sind, der Sie das aber noch nie gesagt haben. Vielleicht einem Förderer aus Unizeiten? Oder einem Freund aus Kindertagen?
- Vielleicht haben Sie auch die naheliegenden Personen bei genauerem Hinschauen noch nicht erfüllend bedacht: Haben Sie Ihren Eltern schon mal explizit gesagt oder geschrieben, wie dankbar Sie Ihnen sind? Oder Ihrem Partner? Vielleicht wollen Sie hier über einen Brief hinausgehen und machen Sie machen ihnen eine Extra-Freude und laden Sie aus diesem Anlass zum Essen ein oder organisieren eine kleine Feier?
- Das bringt mich gleich zum nächsten Punkt. Da Dankbarkeit ja Ihre Stärke ist, ist es möglicherweise für Sie interessant zu überlegen, wie Sie Ihren Dank auf andere Weise als die übliche überbringen können. Mein Schatz versteckt mir beispielsweise des Öfteren wenn ich auf Reisen gehe kleine schriftliche Dankes-und Liebesbotschaften an vielen Stellen in meinem Reisegepäck, beispielsweise an der Zahnbürste oder im Stift-Etui. Die finde ich dann so nach und nach und freue mich königlich.
Reflexionsfragen zur Stärke „Dankbarkeit“
Wenn Sie diese Stärke aktiver leben wollen, fragen Sie sich doch mal:
- Was bedeutet Dankbarkeit für mich?
- Wofür bin ich dankbar?
- Wo kann ich meine Dankbarkeit noch zum Ausdruck bringen? Überlegen Sie das sowohl für Ihr Berufs-, als auch für Ihr Privatleben.
- Wen halte ich für einen dankbaren Menschen? Und warum?
- Wie kann ich diese Stärke mit meinen anderen Kernstärken verbinden und aktiv leben? (Dafür müssen Sie den Test der Positiven Psychologie gemacht haben.)
- Was konkret will ich nun diesbezüglich ausprobieren oder angehen?
Im nächsten Stärkenportrait geht es um „Liebe zum Lernen“. Gehört diese auch zu Ihren Stärken? Oder wollen Sie wissen, was es damit auf sich hat? – Dann:
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Alle bisherigen Beiträge meiner Serie inklusive Einführungsartikel und Kurzinfo zum Charakterstärkentest finden Sie hier.