Hat es Sie auch schon mal gereizt, einfach für eine Zeit auszubüchsen, auf Reisen zu gehen und sich auf das einzulassen, was da eben passieren will? Meike Winnemuth hat sich in diesem Abenteuer ausprobiert. Sie reiste ein Jahr durch die Welt und besuchte 12 Städte, in denen sie jeweils für einen Monat blieb. Vorab buchte sie lediglich die Flugtickets und die möblierte Wohnung in der jeweiligen Stadt. Sonst nichts.
Über dieses Experiment, das vor allem eine intensive Begegnung mit ihr selbst, ihren Bedürfnissen und neuen Leidenschaften, aber auch mit ihren Ängsten, Vorurteilen sowie zwiespältigen Gefühlen war, hat sie ein überaus anregendes Buch geschrieben.
Schon das gewählte Format ist interessant: Die Autorin beschreibt ihre Erlebnisse in monatlichen Briefen, die sie jeweils an eine ihr nahestehende Person adressiert. Besonders spannend fand ich den, den sie an ihr 15jähriges Selbst schreibt, denn sie zieht in diesem Resümee über ihr damals vorgestelltes und ihr bis heute tatsächlich gelebtes Leben.
Richtig gut gefällt mir, dass die Autorin sehr persönlich und ehrlich ist. Sie teilt mit uns die schönen und abenteuerlichen Begegnungen und Vorkommnisse. Und sie scheut sich auch nicht davor, über das, was sie nervt, bedrückt oder ängstigt zu berichten, beispielsweise aufkommende Einsamkeit oder ihre Probleme, mit der Armut in Indien klarzukommen.
Ein Aufrüttler & Lustmacher
Einen klassischen Reisebericht, in dem Sie viel über Land und Leute erfahren, sollten Sie nicht erwarten. Das Buch ist vielmehr ein lebendiger, spassvoll zu lesender Aufrüttler und Lustmacher. Es bietet interessante Anregungen, mal auf andere Art zu reisen und die Welt zu erkunden, und auch, wie Sie im heimischen Alltag Ihren Horizont erweitern und Neues, Außergewöhnliches erleben können.
Besonders lesenswert machen das Buch
- die konkreten Ideen für ungewöhnliche Aktivitäten und wie man neue Beziehungen knüpfen kann. Die Autorin hat beispielsweise Ukulele spielen gelernt und einen Sockenstopfkurs besucht. Mich hat sie angeregt, endlich wieder Gedankenflieger-Abende zu organisieren.
- die Einladungen für kleine Abenteuertouren, also einfach mal spontan, ohne Plan und Ziel loszugehen und zu sehen, wo man landet und auf wen man trifft. Sich also dem Zufall zu öffnen, bewusst den Blick zu weiten und wieder Staunen zu lernen.
- die Reflexionsfragen, die sich die Autorin stellt und denen wir uns auch ohne auf Weltreise zu gehen, widmen können.
Mir hat das Buch jedenfalls nicht nur vergnügliche Lesestunden beschert, sondern es hat mich auch wieder wacher für meine Umgebung gemacht und mich ins Tun gebracht. Haben Sie auch Lust bekommen? Dann können Sie hier weitere Rezensionen über „Das große Los“ lesen oder es gleich bestellen.