Wer mich zur Gartensaison besucht, kommt um einen lustigen Geschmackstest nicht herum. Ich mache mir nämlich gerne einen Spaß daraus, meinen Gästen einen sogenannten Prickelknopf zur Verkostung anzubieten. Und während diese dann mit Neugier eine dieser hübschen gelb-roten Blütenkugeln probieren, freue ich mich diebisch auf die nun kommenden Gesichter, Töne und Kommentare. Denn was sie erleben, ist eine kleine Geschmackssensation.
Damit ich Ihnen diese einigermaßen treffend in Worte fassen kann, gebe ich mich, während ich diese Zeilen schreibe, diesem kulinarischen Erlebnis ebenfalls noch einmal ganz hin.
Ab in den Mund
Beim ersten Zerkauen passiert noch nichts Spektakuläres. Die Blüte schmeckt krautig und leicht scharf.
Nach ungefähr zwanzig Sekunden wird es spannend: Plötzlich fängt es auf der Zunge an zu kitzeln und zu kribbeln. Die Schärfe nimmt zu und der Geschmack galoppiert im schnellen Wechsel zwischen süß, sauer und salzig hin und her. Dazu gesellt sich das Gefühl, ständig kleine Stromschläge versetzt zu bekommen. Ein Bitzeln, das noch viel intensiver ist, als eine ganze Tüte Brausepulver auf der Zunge.
Manche erleben beim Genuss gar einen kleinen Geschmacksschock, was vor allem dann passiert, wenn man sich die größte Blüte angelt. ;-) So verschlug es einem befreundeten Testkandidaten für kurze Zeit den Atem. Nix dramatisches, es hatte eher den Anschein, das elektrische Prickeln der Pflanze hat den ganzen Mann elektrisiert. Er selbst war von dem Effekt ganz angetan.
Die kleinen Gefühlssensationen gehen noch weiter
Der Speichelfluss wird durch die Pflanze immens angeregt und so läuft einem das Wasser im Munde zusammen, als hätte man in eine Zitrone gebissen. Aufgrund dieser Wirkung wird das Kraut medizinisch bei trockenem Rachen angewandt.
Und nach einer Zeit sind Zunge und Mundraum leicht betäubt, was wiederum eine schmerzlindernde Wirkung mit sich bringt und weswegen die Pflanze im Englischen auch toothache plant = Zahnweh-Pflanze genannt wird.
Erst nach einigen Minuten lassen die Effekte wieder nach. Das Geschmackserlebnis jedoch wird unvergesslich in Erinnerung bleiben.
Eine Pflanze mit Potential
Bei so manchem, so auch bei mir, ist zugleich die Liebe zu dieser außergewöhnlichen Pflanze erblüht. Ich will sie nicht mehr missen, und so ist sie nun schon seit einigen Jahren ein fester Bestandteil in meinem Terrassen-Kräutergärtchen.
Sie ist übrigens auch für Hobbyköche überaus interessant. Verwendbar sind die Blätter und die Blüten und zwar sowohl roh als auch gekocht. Die Schärfe und der Prickeleffekt bleiben beim Erhitzen erhalten. Ob in Salaten, als Gemüse, in Drinks… der Experimentierfreude sind keine Grenzen gesetzt.
Na, konnte ich Sie neugierig machen? Wenn Sie Lust bekommen haben, das aus Südamerika stammende Kraut selbst zu probieren, sollten Sie in gut sortierten Gärtnereien oder Gartenmärkten nachfragen. Und wenn Sie dort nicht fündig werden, können Sie es auf jeden Fall über Internetversand erwerben. Bezugsquellen sind unter den Stichwörtern Parakresse, Eyeball Plant, Jambu oder eben Prickelknöpfchen einfach zu finden.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Probieren!