Meine Reise in die Antarktis ist ein verwirklichter Lebenstraum. Hinreisen wollte ich lange schon. 2009 habe ich mir den Wunsch erfüllt. Lassen Sie sich in das Wunderland strahlenden Eises verführen, in eine Welt bizarrer Formen, faszinierender Tiere und spannender Begebenheiten auf alten Walfang- und neuen Forschungsstationen.
Auf in Richtung Südpol
Irgendwann hatte ich gelesen, dass die Geräuschwelt in der Antarktis eine ganz Eigene sei. Das zündete den Wunschfunken in mir. Ich wälzte Kataloge und das Fernweh-Feuer entflammte. Es gibt verschiedene Möglichkeiten dorthin zu kommen, doch ich wollte die Luxus-Variante mit Hapag-Lloyd. Also war Sparen angesagt. Bin ich auch sonst kein Asket, kann ich doch gut zurückstecken und ranklotzen, wenn ich etwas wirklich will. Und ich kann mich herrlich Vorfreuen :-).
Dann war es endlich soweit: Auf in den Flieger in brasilianische Rio, ab an Bord des Expeditionsschiffes MS Hanseatic und hinein in 3 Wochen Antarktis-Vergnügen mit anschließender Wiederanlandung in Ushuaia/Argentinien.
5 Seetage bis Süd-Georgien
„Puh, wie langweilig.“, dachte ich. Doch in diesem schippernden Hotel war das kein Problem, denn es gab allerlei zu Tun: antarktisbezogene Experten-Vorträge, Sport, Wellness, Mal- und Fotokurse, Vögel gucken … Und fast rund um die Uhr Essen und Trinken. Allerdings nur, wenn man nicht seekrank ist, so wie ich es die ersten beiden Tage war. Doch glücklicherweise halfen die Tabletten schnell. Am dritten Tag machte ich schon wieder mein morgendliches Yoga. Der Kopfstand war jedoch ein komisches Gehampel bei der Schaukelei. Und Wow: Endlich sahen wir vom Deck aus den ersten Wal.
Am sechsten Tag war dann Land in Sicht: Süd-Georgien. Das gehört noch nicht zur Antarktis, ist aber ein geschichtsträchtiges und beeindruckendes Fleckchen Erde.
Rein ins Zodiac…
rauf auf die alte Walfanginsel, von der Sir Ernest Shackleton zu seiner legendären Endurance-Expedition aufbrach, später Hilfe für seine oft zitierte Crew-Rettungsaktion fand und auf der er noch später auch verstarb. An seinem Grab gibt es traditionell eine Kapitainsrede und wir tranken einen Scotch auf ihn. Dann ging es ab ins Museum der alten Walfangstation. Hochinteressant und zugleich unvorstellbar und brutal schade, wie viele der prachtvollen Säuger hier auf grausamste Weise abgeschlachtet wurden!
Auf einem nachmittäglichen Spaziergang erspähten wir ein paar Rentiere und See-Elefanten. Dann ging es zurück an Bord. Bei einem Drink in der gemütlichen Observation-Lounge des Schiffes sitzend, schrieb ich alles Erlebte sogleich ins Reisetagebuch und mein Schatz sortierte erstmalig unzählige Fotos aus. Hihi, das tat er ab dann täglich bis zum Ende der Reise…
Am nächsten Tag ging es auf der gleichen Insel an anderer Stelle nochmal an Land. Dort sahen wir wieder faule und diesmal auch lustig bauchklatschende See-Elefanten, große und kleine Pelzrobben, gierige Raubmöwen und vor allem: prächtige Königspinguine. Und diese gleich in schierer Masse, denn dort waren ca. 80.000 Brutpaare(!) mit ihren putzigen, teddybär-bemantelten Jungen. Ein unglaublicher Anblick und unglaublich, wie das stinkt! Um uns herum Sonnenschein und blauer Himmel bei angenehmen 5° Celcius, eine Menge Tussokgras und herrlich schneebedeckte Bergketten und Gletscher. Ein Traum!
Danach kreuzten wir 2 Tage durch die Scotiasee in Richtung South Orkney Inseln.
Antarktis: Wir sind da!
Endlich wieder Land in Sicht. Nun aber: Stiefel, 2 Hosen und Pullover + dicke Jacke an. Jetzt wurde es kalt. Bevor wir die Schlauchboote bestiegen noch Schal, Handschuhe und Schutzbrille auf. Und schon brauste das Zodiac los und wenige Minuten später setzten wir Fuß auf den 6. Kontinent! Das bekamen wir dann auch urkundlich bestätigt.
Der Höhepunkt dieser Anlandung war der Besuch der argentinischen Forschungsstation „Base Orcadas“. Ah jo, das ist schon mal interessant zu sehen, was die Leute da so tun und wie man auf Station lebt – das wäre aber echt nicht das meine. Wir wurden herzlich aufgenommen und mir schien, dass unser Besuch eine willkommene Abwechslung zum Forschungsalltag darstellte.
An den Folgetagen ging es, grob zusammengefasst, zu verschiedenen Süd-Shetland-Inseln und rund um die antarktische Halbinsel. Anschließend durch die Drakepassage zum Kap Horn und von dort nach Ushuaia. Überall gab es was anderes zu sehen und zu erleben.
Die Highlights waren:
- Esels-, Zügel, Adelie- und die schon erwähnten Königs-Pinguine mit Nachwuchs in verschiedenen Stadien: Vom Eierbrüten über grad schlüpfende Pingubabys bis hin zu den frechen Halbstarken, die sich uns in Kleingruppen näherten und neugierig beäugten, haben wir alles gesehen. Manchmal haben die befrackten Gesellen echt menschliche Züge. Das ist zum Totlachen.
- Natürlich ist auch die weitere, äußerst vielfältige Tierwelt mit zig verschiedenen Arten von Vögeln, Walen und Robben faszinierend. Zudem die bizarren Landschaften und Gletscher und zudem Schneeberge, auf denen man herrlich mit Skihose auf dem Hintern runterrutschen kann. Danach ein Drink mit frisch gepickertem Original Gletschereis – ebenfalls ein außergewöhnliches Vergnügen.
- Deception Island, auf deutsch „Täuschungsinsel“, ist der Rest eines riesigen Vulkans. Dort gibt es unterirdische Thermalquellen und die Crew hub uns mit Schaufeln eine Art Swimmingpool aus, in dem man ein genüssliches Bad nehmen konnte, obwohl die Luft und das offene Meer eisig, eisig kalt waren. Zudem gibt es dort auch eine alte Walfangstation sowie ein Schiffswrack. Beim Rumlaufen auf der Insel sahen wir ehemalige Wohnstätten und sogar Särge, die durch die Erdbewegung wieder an die Oberfläche getrieben wurden. Spooky!
- Jede der besuchten Forschungsstationen verschiedener Nationen und die alten Walfangstätten, die heute oft Museen sind, beeindruckten mich immer wieder. Sie erzählen die Geschichten der Menschen, die dort lebten und leben; die diesen im Grunde unwirtlichen und doch so bezaubernden Kontinent erkunden oder ausbeuten wollten und wollen. Und letztlich war auch der Besuch am Kap Horn ein merk-würdiges Erlebnis. Zur Spitze läuft man wie bei einer skurrilen Modenschau auf Stegen, weil rundum alles vermint ist.
Allem voran sind jedoch das schollenbepackte Meer mit diesen wunderschönen, mystisch anmutenden Eisbergen in verschiedenen Formen und Farben und die tatsächlich einzigartige Akustik, eine Mischung aus Stille, Rauschen und Knistern, unvergesslich.
Ich will nochmal!
Alles in allem hatten wir in den 3 Wochen dank gutem Wetter stolze 18 Anlandungen. Zum rundum Top-Erlebnis wurde die Reise übrigens nicht zuletzt durch die schon im Katalog angedeuteten Kleinigkeiten und Überraschungen, die die Hanseatic-Crew uns tatsächlich immer wieder beschert hat, beispielsweise ein schnuckeliger Weihnachtsmarkt an Deck oder Mini-Pinguine aus Schokolade. Ein Erlebnis- und Verwöhnprogramm vom Feinsten!
Und so wollten wir denn auch nach den 3 Wochen am liebsten gleich noch mal mitfahren. Wer weiß, vielleicht tue ich das irgendwann, doch zuvor will ich noch anderes, mir bislang unbekanntes Terrain dieses herrlichen Planeten erkunden :-).
Kommentare zu “Once in a lifetime: Erlebnis-Tipp Antarktis”